Ganz vereinfacht bedeutet Soziokultur, mit kulturellen Mitteln soziale Zwecke zu erfüllen. Ob als Ort für Projekte mit Jugendlichen, als Treffpunkt für die Nachbarschaft, als Freiraum für Künstler*innen und zivilgesellschaftliche Initiativen, als Forum für gesellschaftspolitische Diskussionen: Soziokulturelle Zentren bieten die Möglichkeit selbst aktiv zu werden. Bei Soziokultur geht es um das Mitmachen. Soziokultur ist für alle da! (Wenn ihr mehr Infos wollt, schaut mal rein bei www.soziokultur.de)
Der Begriff „Soziokultur“ wurde von der Jugendzentrumsbewegung der 1970er und 1980er Jahre geprägt. In der Zeit der wilden Hausbesetzungen und autonomen Zentren, als Jugendliche gegen die kapitalistische Normierung des gesellschaftlichen Lebens aufbegehrten, erkämpften sie sich Räume in den Städten für ihre alternativen Vorstellungen von einem solidarischen Leben, frei von Kontrolle und Traditionen. Diese Freiräume wurden meist gegen Repression erkämpft, selbstorganisiert verwaltet, und daraus sind dann im Laufe der Zeit viele „Soziokulturelle Zentren“ entstanden.
Mit dieser Geschichte war die „Soziokultur“ immer ein Gegenentwurf zu etablierten Kulturinstitutionen. Ein subversiver Widerspruch gegen die Langeweile der Konsumgesellschaft und gegen Diskriminierung alternativer Lebensentwürfe. Auch in Duisburg gab es ein Soziokulturelles Zentrum – das „Eschhaus“. Doch seit seiner Schließung Ende der 80er Jahre sind in Duisburg alle Versuche, ein selbstverwaltetes Soziokulturelles Zentrum zu etablieren, über kurz oder lang gescheitert. Immer neue Initiativen versuchten seitdem von der Stadt Räume zu bekommen.
„Zieht euch was Anständiges an!“ und „Geht doch ins Theater!“ lautete oft die Reaktion – und so lautete sie bis vor Kurzem auch noch in Duisburg. Doch wir sind in den letzten Jahren ein paar Schritte vorangekommen! Mit dem Lokal Harmonie in Ruhrort und dem Stapeltor in der Innenstadt sind wir schon zwei Mitglieder im Dachverband www.soziokultur-nrw.de. Weitere selbstorganisierte Orte sind in der Entstehung und weitere Kollektive suchen nach Räumen zur Entfaltung.
Dabei sehen wir Parallelen zwischen den Freiraumkämpfen einer jungen Generation in den 80ern und den vielfältigen Kämpfen gegen Rassismus und Sexismus in der heutigen pluralen Gesellschaft. Es geht um Emanzipation, um Sichtbarkeit, um sichere Räume und eigene Ressourcen – für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und gegen das Integrationsparadigma der Dominanzgesellschaft. Wir sehen Soziokultur als Möglichkeit, gemeinsam an einer solidarischen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Diskriminierung zu arbeiten. Deswegen ist es uns ein zentrales Anliegen, dass die Ressourcen für Kulturarbeit in der Stadt gerecht verteilt werden und strukturelle Diskriminierung abgebaut wird.
Gemeinsam mit soziokulturellen Orten, künstlerischen Vereinigungen und solidarischen Initiativen wollen wir uns vernetzen. Mit dem Ziel: Mehr Soziokultur für Duisburg!
Wir wollen vergessene Verbindungen in die Vergangenheit sichtbar machen, die verstrickte Gegenwart entwirren und an einer gemeinsamen Idee von Soziokultur für die plurale Gesellschaft der Zukunft basteln.